Eintrag von Rüdiger (vom 6.7.2005) (weitere Einträge von Rüdiger)
Hier geht’s, unter anderem, um Alkoholismus und Ehetyrannei, zunächst locker-flockig-lustig serviert, am Ende läßt der Herr Gemahl immerhin das Trinken sein, ob er seine arme Frau weiter wie geschildert schikanieren wird, bleibt einigermaßen offen.
Daß die Humoresken Karl Mays lediglich als harmlose Fingerübungen zu betrachten seien, sehe ich nicht so, zumindest in dieser Geschichte nicht. Man betrachte sich einmal, was die Vögel im absurden Dialog mit dem Mann so alles von sich geben,
„Heil Dir im Siegerkranz, Herrscher des Vaterlands“
„Goldene Abendsonne, wie bist du so schön
Nie kann ohne Wonne deinen Glanz ich sehn“
„Stille Nacht, heilige Nacht; Alles schläft, einsam wacht“
„Wenn ich mich nach der Heimath seh’n,
Wenn mir im Aug’ die Thränen stehn“
„Mine, der heilige Christ hat bescheert“
„Ein freies Leben führen wir,
ein Leben voller Wonne“
das ist ein absurdes Theater, das da stattfindet, da weht eine von mephistophelischem Blick, von Zynismus durchbrochene Weltanschauung herüber, da wird alles persifliert, wie so oft auch in späteren Werken, unauffällig und zwischen den Zeilen. Das merkt nicht jeder, man kann, wenn man will, und wenn man’s witzig findet, ein bißchen lachen, Haha, und das war’s dann. Oder ein bißchen tiefer hineinhören in die Geschichte. Jeder nach seiner Fasson.
(Leicht bearbeitet als „Der Fischerjakob und das Wasserfaß“ in Band 47 der GW).
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