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Text-Rezensionen

zum Text: Hochgeehrter Herr Redacteur!, Radebeul-Dresden, 25. März 1901


Eintrag von Rüdiger (vom 21.12.2007)

In diesem Brief geht es einmal mehr um das Thema Münchmeyer-Romane und deren angebliche Änderung durch Dritte.

"Ich bin es, aber ich bin es doch auch wieder nicht!" äußert sich May zu der Frage, ob er der Verfasser jener Werke sei, und zeigt sich damit wieder einmal recht beliebig, was indes der Realität gelegentlich durchaus angemessen ist.

Der Satz "Man treibt Maskerade mit mir selbst!" ist auch nicht übel.

Von Trivialität und Obscönität habe er sich immer ferngehalten, was die Originale der veränderten Münchmeyer-Texte betrifft, die "bestimmt waren und auch noch heut bestimmt sind, in meine "Gesammelten Werke" aufgenommen zu werden".

Diese Mitteilung wird gegen Ende des längeren Briefes noch einmal wiederholt:

"Diese "ureigensten" Werke, nämlich meine Originale, werden nach ausgekämpften Prozesse in einer Reihe von Bänden in meinen "Gesammelten Reiseerzählungen" erscheinen und genau so sittlich reinen Inhaltes wie die bisherigen sein."

Es steht also zu befürchten, daß, wenn May Zeit, Lust und Kraft gehabt hätte, die entsprechende "Rückbearbeitung" noch selber vorzunehmen, die Bände auch unter seiner Hand in Richtung vermeintlich gefällige Harmlosigkeit zurechtfrisiert worden wären, wie das dann später durch Andere geschah. Schad' wär's gewesen; das ein wenig Chaotische, Ungezügelte, frei fließende, das ihn in hohem Maße ausmachte, kam gerade in der ursprünglichen Form zur Geltung und sorgt nicht unwesentlich für den speziellen Reiz dieser Schriften.

Und daß er "Deutsche Herzen, deutsche Helden" geschrieben habe, um "den Einfluß der deutschen Volksseele auf die Seelen anderer Völker nachzuweisen", kann er jemand anders erzählen und wird er selbst nicht geglaubt haben ...

 
Am Tode (1-einzige))