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Text-Rezensionen

zum Text: Siedlertreck nach Arizona 1

Lesevergnügen 1 Punkt 1 Punkt 1 Punkt kein Punkt kein Punkt
Information über Land und Leute 1 Punkt 1 Punkt 1 Punkt 1 Punkt 1 Punkt
Biografische Bedeutung 1 Punkt kein Punkt kein Punkt kein Punkt kein Punkt


Eintrag von GP (vom 28.9.2005) (weitere Einträge von GP)

Die Geschichte könnte als eine Mixtur aus „Ölprinz“ und „Silbersee“ bezeichnet werden. Sie spielt nach den Ereignissen um den Schatz der Tonkawas und wenige Monate vor Winnetous Tod. Der an den „Ölprinz“ erinnernde Siedlertreck (mit deutlichen Anleihen bei Rosalie Ebersbach und Kantor Hampel) muss außer von dem erfahrenen Treckführer Miller auch von den Toasts und Old Firehand nach Arizona begleitet werden. Allerlei einzelne Familienschicksale vermengen sich zu einer großen weißen „Welle“, die im Verlauf der Story nur einigen wenigen den Raum bietet, geschildert zu werden. Old Firehand hat seine liebe Mühe, eine Bande von Kopfgeldjägern und Comanchen von dem Treck fern zu halten. Als dann auch Winnetou und Old Shatterhand auftauchen, gelingt es, den Treck an sein Ziel zu führen. Kurz vor Ende der Reise, die nicht alle überlebt haben, wird dann auch auf dramatische Weise das Rätsel um einen Steckbrief gelöst und auch eine kleine Liebesgeschichte findet ihr glückliches Ende.
Die Ähnlichkeit zum „Silbersee“ besteht überwiegend darin, dass auf nicht ganz halbem Wege die zwei Blutsbrüder hinzustoßen. Der bis dahin als allwissender Erzähler agierende Charly May übernimmt ab dort jedoch den Part des Ich-Erzählers, eine Zäsur, die May im „Silbersee“ so nicht nachvollzogen hat, was wohl auch besser war, denn mit dem Auftritt des Ich verschwindet die bis dahin dominierende Figur des Firehand in den Schründen der dramaturgischen Bedeutungslosigkeit (und Harry taucht leider auch nicht auf). Das ist ein bisschen schade, da er an sich sehr gut nachgezeichnet wurde, wie auch die originalen Typen Holbers und Hammerdull, deren ständiges „Ob oder ob nicht“ und „altes Coon“ sehr zum Unterhaltungswert der Bände beitragen. Nette versteckte Anspielungen auf das Werk des Maysters (etwa als Pfarrer Jakobs sagt, die Bibel sei mehr als nur ein schnöder Kolportageroman) krönen den Lesespaß.
Klare Gegenparts gibt es hingegen nicht wirklich. Zwar hat die Kopfgeldjägerbande einen Anführer und die Comanchen einen versoffenen Häuptling, aber die eigentlichen Drahtzieher der Steckbrief-Verschwörung bleiben bis ins letzte Fünftel im Dunkeln und treten genauso rasch ab, wie sie gekommen sind.
Der Umfang von knapp vierhundert Seiten vermag den geübten May-Leser nicht abzuschrecken, auch das geläufige Hochdeutsch (mit norddeutschen Färbungen) gestaltet das Lesen recht flüssig, zumal der Schriftsatz ganz anders ist und man hier insgesamt auf eine Stofflänge von etwa einem Drittel eines normalen May-Bandes trifft. Sicher hätte sich dies noch strecken lassen. So wäre die Begegnung der Toasts mit Waffenschmied Henry sicher eine „literarische Zeitlupe“ (Dietmar Mues) wert gewesen. Die Überlegung mag interessant sein, wie dick die Bände geworden wären, wenn May persönlich noch diese oder jene Anekdote oder zeitliche Verknüpfung hätte ein- und damit ausbauen können.
An Längen mangelt es der Geschichte indes keineswegs, da ist Marheinecke in guter Gesellschaft, doch vermeidet er im Gegensatz zu Karl May, ein über lange Jahre gesammeltes, profundes Wissen durch klugschwätzerische Einbildungen zu trüben. Seine Ausführungen zur (auch deutschen) Geschichte und Geographie sind wissenswert und hochinteressant, mögen jedoch an mancher Stelle auch aufhalten. Jedenfalls gelingt es ihm, den Shatterhand-Mythos glaubhaft(er) zu transportieren, indem man unter anderem erfährt, wann Winnetou und Old Shatterhand denn auch mal essen, wenn sie tagelang reiten. Und was ihr Schlafbedürfnis betrifft, kann sich der Rezensent nach einigen durchlesenen Nächten nachfühlend dem Firehand-Zitat anschließen: „Ein Westmann holt sich den Schlaf, wenn er ihn kriegen kann.“


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Siedlertreck nach Arizona (1)
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