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Text-Rezensionen

zum Text: Warnung, Komposition

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Eintrag von Rüdiger (vom 10.2.2007)

»O gräme nie ein Menschenherz, der Gram geht bis aufs Blut. Und all den Kummer, all den Schmerz machst du nie wieder gut.«

Aber Karl, bitt'schön. Nun guck' doch mal wie der Hadschi Halef manchmal mit den Leuten umgesprungen ist. Watt mutt datt mutt.

Man denke sich einen Fußballtrainer, der lieb und nett von der Seite "Fritz, würdest Du bitte so lieb sein, mehr Flanken zu spielen ?" höflich einwendet; man würde ihn vermutlich nicht mal akkustisch verstehen. Und eine Sache des Temperamentes ist es natürlich auch. Daß Rudi Völler ein herzensguter Kerl ist, den man sozusagen von morgens bis abends in den Arm nehmen könnte, steht ihm doch geradezu ins Gesicht geschrieben, sein wunderbarer Talk mit dem Weißbierfreund, von dem (seitens Völler) Lautstärke und inflationäre Kraftwort-Verwendung in Erinnerung blieben, ändert an seiner Liebenswürdigkeit nun rein gar nichts, im Gegenteil.

Und daß man die Leut' mit Härte gleich ins Grab schickt, ist nun wieder ächte Maysche Übertreibung, gelegentlich sind sie vielleicht etwas bleich (aber gefaßt), und schon Hanns Dieter Hüsch sang "aber das ist manchmal ganz gesund".

In "Karl May und die Musik" lesen wir auf S. 192, das Gedicht sei von Freiligraths "Der Liebe Dauer" beeinflusst, das kenne ich nicht, aber es klingt nach dem optimistischen Herrn Coelho, die erste Strophe "O lieb, so lang du lieben kannst!" ebenfalls, zusätzlich erinnert es auch an Tucholsky, der ganz Ähnliches, deutlich nüchterner betrachtet, einmal ebenso (wortweglassenderweise) dezent wie schlicht ausdrückte.

Mitten im Gedicht ändere sich plötzlich der Rhythmus, lesen wir weiter. Auch das ist im Leben wie im Gedicht schon mal des öfteren so, die Schlußfolgerung "Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass das Gedicht von May nicht in einem Zug verfaßt wurde" läßt nun wiederum an den vielzitierten altfränkischen, den von Nürnberg nach Fürth zum Beispiel, denken, und kalauern, es könne natürlich auch in einer Postkutsche passiert sein. Aber, nun mal ganz im Ernst: daß das auch ein bewußtes und schönes Stilmittel sein kann, daß sich plötzlich der Sprachrhytmus ändert, darauf scheint der Kommentator nicht zu kommen. Und Deutschlehrer (den einen nehmen und den anderen damit ...) hätten vermutlich gar von Formfehler o.ä. gesprochen.


 
KARL MAY UND DIE MUSIK (1)