Titelbild
i Login
anonym
Druckansicht Hilfe
Icon
Login
Icon
Start
Icon
Verlage
Icon
Texte
Icon
Bände
Icon
Reihen
Icon
Extras
Forum
Forum
Icon
Gästebuch
Wiki
Wiki
Impressum
Impressum
Logo Karl-May-Verein

< zurück zum Text

Text-Rezensionen

zum Text: Stambul, Reise=Erinnerung von Karl May

Lesevergnügen 1 Punkt 1 Punkt 1 Punkt 1 Punkt 1 Punkt
Information über Land und Leute 1 Punkt 1 Punkt 1 Punkt 1 Punkt 1 Punkt
Biografische Bedeutung 1 Punkt 1 Punkt 1 Punkt 1 Punkt 1 Punkt


Eintrag von Rüdiger (vom 10.8.2005) (weitere Einträge von Rüdiger)

Dieser Text entspricht dem Kapitel „In Stambul“ in originalen Ausgaben des Bandes „Von Bagdad nach Stambul“.

Einleitend gibt Karl May über Türkei und Türken dies und jenes von sich, was teilweise haften bleibt, und beim nächsten Ayran-Kauf werde ich mich vielleicht daran erinnern, teilweise aber auch durchaus als „starker Tobak“ bezeichnet werden kann.

„Ist dem Germanen Träger christlicher Humanität zu sein, so ist er sicher überzeugt, daß Mekka einst veröden wird, wenn die Liebe dem Hasse das Schwert aus der Hand gewunden hat.“

Putzig, dass er dann ein paar Zeilen später über andere schreibt: „Das ist Pharisäerhochmut, aber kein Christensinn.“ Ja, so ist das mit dem Splitter und dem Balken.

Es gibt so einige Reminiszenzen an „Durch die Wüste“ in dieser Erzählung, eine davon ist die Wiederbegegnung mit dem vermeintlich aus Jüterbogk stammenden Barbier. Das ist hier, im Gegensatz zu damals, eine ganz düstere und unerfreuliche Angelegenheit, wie ja überhaupt die Grundstimmung der Bände 1 und 3 eine ganz unterschiedliche ist.

Wir lernen das damalige Konstantinopel kennen, und erleben Opiumraucher. Dann sind wir bei den Derwischen. Die schildert Karl May allein durch seine Wortwahl („Komödie“) äußerst unbeeindruckt und respektlos, in – früheren – Bearbeitungen war das anders, ich muß sagen, das gefiel mir auch, Respekt vor andersartiger Religiosität.

Omar Ben Sadek läuft unvermittelt über den Weg, im weiteren Verlauf wird sich noch weiteres Personal aus „Durch die Wüste“ einstellen, „Es war wirklich, als ob mir hier in Konstantinopel eine Rekapitulation meiner Erlebnisse beschieden sei“, heißt es auch später an einer Stelle.

An launigen Bemerkungen fehlt es auch nicht, so hat etwa „Die Nase war nicht viel kürzer als die Pfeife“ durchaus einen gewissen Reiz, und das „Outing“ als armer Schreiber gefällt mir auch gut.

Soso, Knaben und junge Mädchen tummeln sich zuhauf in dem fragwürdigen Haus, das später ausgenommen wird, was werden die da wohl machen, und „viele Polizisten und Beamte“ sind, als Kunden, auch da; hatten wir das nicht gerade in Belgien ? Nunja, vermutlich überall, nur in Belgien ist es halt herausgekommen.

Es tritt erstmals auf Osco, den ich mir seit meiner Kindheit immer wie eine Art Obelix vorstelle, ich weiß auch nicht warum. Er wird uns bis zum Ende des Orientzyklus, als etwas blasse Figur freilich, begleiten.

Mit einem hohen Beamten, der auch in die Haus-Affäre verwickelt ist, bekommt Kara Ben Nemsi es zu tun, aber dem zeigt er mal wieder, was eine Harke ist. - Daß er den Trauring des ermordeten Galingré am Finger trägt, immer noch, stößt mir auch hier wieder übel auf, so etwas macht man nicht, man spielt nicht mit so etwas. Ist aber typisch für Karl Mays, das sage ich jetzt ohne jede Wertung, kaputten Charakter.

Und sein Zynismus gefällt mir ja normalerweise außerordentlich gut, aber bei „Da ruhten sie, die Hunderte von Derwischen. Sie hatten ausgetanzt, und nun lag ein Stein zu ihren Häuptern, auf dem der Turban thronte. Ihre Komödie war ausgespielt“ (auf dem Friedhof) war mir doch irgendwie auch ein bisschen unwohl zumute.

Auf die Frage, ob er den zu Tode gestürzten Dolmetscher Kolettis, einen alten, zwielichtigen Bekannten, noch einmal ansehen wolle, antwortet Halef ebenso kalauernd wie drastisch »Wenn es Kara Ben Nemsi oder Hadschi Halef Omar wäre, so würde ich hingehen: dieser Grieche aber ist eine Kröte, die ich nicht sehen mag.«

Vom Turm gestürzt ist auch Abrahim Mamur, schade eigentlich, auch er hätte später einen guten „Schut“ abgegeben.

Und dann drängt es gewaltig zum Ende, Abschiedsstimmung legt sich über die letzten Seiten, der Besuch bei Lindsay, der angekündigte Abschied von Rih; der Autor wird zu dieser Zeit noch nicht gewusst haben, dass er noch drei weitere Bände füllen sollte mit seinem Orient-Stoff.

Auch Senitza sehen wir noch einmal wieder, man glaubt es kaum. Aber der Jüterbogker, der in Wirklichkeit aus Thüringen kommt, ist tot, für mich ist der, wie Carpio, auch ein bisschen eine der zahlreichen Alter-ego-Figuren Mays,

„Ich bemitleidete den jungen Mann, der bei seinen ungewöhnlichen Fähigkeiten ganz andere Aussichten gehabt hatte, als so elendiglich in dem fernen Lande um das Leben zu kommen.“


Rezension schreiben bzw. bearbeiten
 
Die Todes-Karavane - In Damaskus und Baalbeck - Stambul - Der letzte Ritt (1-einzige))