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Band-Rezensionen

Band: WINNETOUS ERBEN

Verlag: Karl-May-Verlag Bamberg · Radebeul
Reihe: KARL MAY's GESAMMELTE WERKE

Eintrag von Rüdiger (vom 10.7.2005)

In diesem Band, der ansonsten (von stilistischer Überarbeitung abgesehen) wieder annähernd Originaltext enthält, findet sich (1036. Tausend, (c) 1960, S. 129 f.) ein Einschub über das Los früherer Westmannskollegen, der im Fehsenfeld-Original nicht steht. Lange Zeit hatte ich den Eindruck, daß dieser Text doch von Karl May sein könnte, vielleicht aus einem Brief. Es handelt sich aber offenbar um ein Überbleibsel aus der alten Bearbeitung von Otto Eicke. Der Text lautet:

Old Firehand zum Beispiel hatte schon längst sein Haupt in Frieden zur Ruhe gelegt, und zwar in Saint Louis, wohin er sich nach der Ausbeutung der Mine am Silbersee zurückgezogen hatte. Das war mir bekannt. Dagegen war über das Schicksal von Harry, seinem Sohne aus der Ehe mit Ribanna, der Tochter der Assiniboins, leider nichts Genaues zu erfahren gewesen. Der Junge hatte zu früh gelernt, auf eigenen Füßen zu stehen, als dass er noch daran Geschmack gefunden hätte, sich unter den Fittichen des Vaters zu bergen. Zu unruhigen Geistes, als dass er sich bei irgendeiner Beschäftigung lange aufgehalten hätte, führte er ein unstetes Jägerleben. Seine Rache für die grausame Ermordung seiner Mutter und seines kleinen Schwesterchens hatte sich durch die in „Winnetou II“ geschilderten Ereignisse keineswegs abgekühlt. Er war und blieb der erbittertste Feind der Sioux-Ogellallah, in deren Reihen seine unfehlbare Büchse bei hundert Gelegenheiten Tod und Verderben sandte. Und eine dunkle Ahnung, die sich allerdings auf reiche Erfahrung gründete, sagte mir, dass sein Leben kein friedliches Ende nehmen würde.
Die Tante Droll war schon wenige Tage nach den im „Ölprinz“ geschilderten Abenteuern durch die Kugel eines Mörders, auf dessen Fährte ihn sein Spürsinn gebracht hatte, gefallen – Westmannslos !
Und wo sind sie geblieben, die Helden des Westens alle, die ganze große Schar berühmter Westmänner ? Von den meisten ist jede Spur verloren gegangen. Vielleicht deckt ein hastig aufgeworfener Hügel irgendwo in der Savanne oder im Felsengebirge ihren Körper. Oder ihre Gebeine bleichen im glühenden Sand des Llano estacado oder im kühlen Abgrund irgendeiner der vielen, dem Fuß des Menschen unzugänglichen Schluchten des Grand Canon – Westmannslos !
Das Lebensschifflein nur weniger ist in stillem Hafen gelandet. So weiß ich zum Beispiel vom dicken Jemmy, dass er am Ontariosee unter seinem bürgerlichen Namen Jakob Pfefferkorn einen ruhigen Lebensabend genießt. Und der Hobble-Frank widmet heute noch als alternder Rentner seinem Freunde Droll ein wehmütiges Gedenken – der Geist der Savanne hat ihn nie mehr dazu vermocht, auch nur für kurze Zeit sein behagliches Heim am Ufer der Elbe mit den „finsteren und blutigen Gründen“ zu vertauschen …

*

Die alte Eicke-Bearbeitung ist so schlimm nicht, wie man meinen sollte. Zwar hat er an einigen Stellen Maysche Friedfertigkeit durch dem Geist des "Dritten Reiches" entsprechende zackige rassistische und patriotische Äußerungen ersetzt und überflüssigerweise aus Max Pappermann Hammerdull und Holbers gemacht, aber das Ausmaß der Textänderungen ist insgesamt kaum größer, als es das bei anderen Bänden der "Gesammelten Werke" heute noch ist.

 
Auflage: 1045 (aktuell)
Auflage: 1042
Auflage: 1039
Auflage: 552
Auflagen: 1045 (aktuell), 1042, 1039, 1036, 1025, 1019, 1001, 994, 954, 944, 935, 930, 801, 750, 642, 622, 602, 582, 552, 512
Auflagen: 552, 512, 467
Auflagen: 467, 397, 377