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Band-Rezensionen

Band: DER OELPRINZ

Verlag: Karl-May-Verlag Bamberg · Radebeul
Reihe: KARL MAYS WERKE · HISTORISCH-KRITISCHE AUSGABE

Eintrag von Rüdiger (vom 28.3.2009) (weitere Einträge von Rüdiger)

Das Wort 'bearbeitet' in Zusammenhang mit der HKA ist außerordentlich unglücklich, um nicht zu sagen 'tödlich', und beim "Schwarzen Mustang" scheint man sich dessen noch bewusst gewesen zu sein, dort steht im Innentitel "Herausgegeben von" … und auf der nächsten Seite an richtigerweise unauffälligerer Stelle "Bearbeiter und Herausgeber dieses Bandes", wobei sich dann "Bearbeiter" ganz klar auf den BAND bezieht, und nicht etwa auf Mays Text.

Beim "Oelprinz" (mit Oe übrigens, das muß m.E. nicht unbedingt sein, aber es darf sein; bitteschön) springt einem nun auf der Innentitel-Seite wörtlich

"DER OELPRINZ
ERZÄHLUNG VON KARL MAY
Bearbeitet und herausgegeben von" …

entgegen. Das tut, mit Verlaub, geradezu körperlich weh. Wie man so unsensibel sein kann das an der Stelle so zu schreiben, werde ich nie nachvollziehen können. Nun gut, jeder hat seine Sensibilitäten und Unsensibilitäten in anderen Bereichen. (Ich ärgere mich z.B. auch seit Jahren (vergeblich) täglich über den Doppelpunkt hinter "von" auf der Startseite dieser Datenbank beim Buchtipp, der (der Doppelpunkt) wertet den Namen des jeweiligen Tippgebers m.E. völlig unpassenderweise unnötig auf, egal um wen es sich auch jeweils handeln mag.)

Man könnte dieses schreckliche "Bearbeitet von" böswilligerweise als weiteres Indiz dafür auffassen, daß man es bei der KMG in Sachen Werk- und Texttreue nicht mehr allzu genau zu nehmen gesonnen ist (solche Indizien gibt es in der Tat), aber hier scheint es sich mir doch eher um einen nicht beabsichtigten, sprachliches (und sonstiges) Fingerspitzengefühl vermissen lassenden Unfall zu handeln.

Der Buchrücken bei meinem Exemplar wirkt uneben, das sieht ein bisschen aus wie eine Beule, bei einem Achtzig-Mark-Buch muß auch das nicht sein.

Im Editorischen Bericht steht, Karl May habe seine Erzählung "insgesamt ohne überschäumende Begeisterung" zu Papier gebracht. "Überschäumende Begeisterung" habe ich bei Karl May eigentlich nie empfunden, bei Texten, bei denen es ihm offenbar am besten ging, zwar durchaus Lebensfreude und gute Laune, aber mehr auch nicht (das reicht ja auch). Wer wird denn gleich überschäumen; immer diese Worthülsen. Und der "Ölprinz" wirkt m.E. wesentlich frischer und gut gelaunter als der gequälte "Schwarze Mustang", aber Ansichten und Wahrnehmungen sind verschieden.

Die Formulierung "gesammelten Werke" auf S. 571 mag irritieren, ist aber von May selber Fehsenfeld gegenüber angewendet worden.

Daß Fußnoten Einzug in editorische berichte halten, stört mich nicht, auch nicht, daß Verlagswerbung das im Zuge dieser Neuerung ebenfalls tut.

Interessant der Hinweis auf Mays doppelspielartiges Taktieren auf S. 572. Sehr schön der Hinweis auf das Wetter im Text und das Wetter in Deutschland zur Entstehungszeit, na klar ließ May reale Dinge in seine Texte einfliessen (im Schlußkapitel von Band 30 wird das an einer Stelle sehr deutlich).

Daß Karl May seine Themen oft 'abgekupfert' bzw. sich verschiedener Vorgaben bedient hat, war klar; welche Quellen das jeweils im Einzelnen waren, finde ich persönlich nicht so interessant.

An der Buchausgabe des "Ölprinzen" war May seinerzeit vermutlich nicht beteiligt. Vermutlich hat er sich um Text-Feinheiten usw. manchmal weniger "geschert", als manch treue Leser das heute tun … der Editorische Bericht spricht von "gleichgültiger Duldung" (was nun eben nicht bedeutet, daß man irgend etwas ändern dürfe).

Und dann wird's fatal. Der Editorische Bericht weist kurioserweise darauf hin, daß "Inkonsequente Schreibungen" (?!?) wie "beim ersten Male", "beim erstenmal", "zum erstenmal", "zum erstenmale" belassen wurden; bittschön, das ist doch selbstverständlich !! Es wird nicht immer so sein, aber des öfteren durchaus schon, daß ein Autor sich etwas denkt bei einer Formulierung, und ganz bewusst es einmal so, ein anderes Mal anders schreibt. Und dabei geht es nicht um irgendwelche albernen Regeln, sondern um das, was ein Autor jeweils denkt, fühlt, empfindet, meint. (Wenn sie jetzt auch bei der HKA noch anfangen würden solches zu ignorieren dann Gute Nacht).

(Ring der Nibelungen ist übrigens nicht zwangsläufig "fehlerhaft". Natürlich heißt es ursprünglich "des", aber wer weiß aus welchem Grund May sich vielleicht für "der" entschieden hat. Mein Gott was sind die Leute phantasielos. (Ich habe die entsprechende Stelle herausgesucht; möglicherweise hat Karl May diesen kleinen Lapsus einem (Halb-)Bildungsbürger (da gibt es einmal die Sorte die es nicht richtig weiß und einmal die die es weiß und stolz darauf ist, aber dafür vielleicht das Stück nicht versteht ...) abgelauscht und ihn als kleine versteckte Feinheit seinem Kantor Hampel in den Mund gelegt. Was weiß denn ein trockener Lektor was ein Autor sich denkt))

Immerhin wird, als der Leser schon verzweifeln will, das schöne Wort "Bedeutungsdifferenzierung" (S. 582) benutzt. Ein Hoffnungsschimmer.

Aber einige Zeilen später tut es schon wieder körperlich weh, "schwer erklärliche Einzelfälle bleiben erhalten, so etwa die drei Punkte, die in 456.16 (= S. 456, Zeile 16) anstelle des sonst üblichen Gedankenstriches die Unterbrechung einer Rede anzeigen, oder die in Klammern stehenden Erläuterungen" … Aaaaahhhhh !!! Der Schreiber dieser Zeilen benutzt unentwegt Pünktchen und Klammern, wer da (oder bei May) irgendetwas ändern würde, gehörte sozusagen mit dem Beil erschlagen (das ist eine Art Scherz, was ich vorsichtshalber gleich dazu sage, es gibt soviel Leut' ohne jedes Gespür …)

"Kleinere logische Brüche ließen sich auch durch die Ersetzung eines einzelnen Wortes beheben", bei dem Satz wird mir schlecht, wenn ich recht verstehe daß man das tatsächlich getan hat. Ja wenn es denn so ist, steht das "Bearbeitet" da vorne natürlich "mit vollem Recht".

Beim Editionsplan hinten im Buch fällt auf, daß bei "Fastnachtsnarren" und "Bärenjäger" keine Erscheinungszeit angegeben ist, legen wir also vorsichtshalber nach gutem Brauch und alter Sitt' ein Jahr drauf auf bisherige Ankündigungen und rechnen mit frühestens 2010.

(Ich habe mich nach alledem, was ich da im Editorischen Bericht lesen musste, eh gefragt, ob ich nicht zum erneuten Lesen des Werkes doch besser den entsprechenden Weltbild-Band bestellen soll. Es ist schön wenn die HKA komplettiert wird. Aber wenn man mit Mays Sprache auch zukünftig so salopp-unverständig umzugehen droht wie der enttäuschende Editorische Bericht es anklingen läßt bzw. im aktuellen Fall zugibt (S. 586 f !), dann brauche ich sie nicht.)


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Auflage: 1 (einzige)