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Band-Rezensionen

Band: KARL-MAY-CHRONIK

Verlag: Karl-May-Verlag Bamberg · Radebeul
Reihe: SONDERBAND ZU DEN GESAMMELTEN WERKEN KARL MAY's

Eintrag von Gastbeitrag (vom 21.8.2006) (weitere Einträge von Gastbeitrag)

Karl-May-Chronik

Lebenslauf einer geschundenen Kreatur vom Weberelend bis zum "Rosenrot"

Nun liegt sie endlich vor uns: die fünfbändige Chronik und das Begleitbuch mit dem Sigelverzeichnis rund 2700 Seiten. Die schönen Sonderbände sind von ihrer Aufmachung her so konzipiert, dass man sie einfach neben den anderen grünen Bänden hinstellen kann und sie damit eine Einheit bilden. Also Ganzleinen, farbiges Deckelbild, Gold-, Schwarz- und Blindprägung wie die Klassiker und Gesammelten Werke des unsterblichen Karl May. Und doch bilden sie mehr, eine Einheit zum Leben Karl Mays ein großartiger Versuch das Wissen über Karl May und sein Leben von der Geburt bis zum Tod uns in breiter Fülle nahe zu bringen. Biographien gab es schon vorher, große und kleine, es stand zwar teilweise besonders in den letzte Jahren eine Materialfülle zur Verfügung, aber immer noch waren da "Archive" die noch nicht für die Forschung geöffnet waren und so waren es nur erste Schritte in dieser biographischen Richtung. Was unterscheidet nun die vorliegende dokumentarische "Karl-May-Chronik&" von allen anderen Publikationen in dieser Richtung? Ich nenne da nur ein Wort "Materialfülle" und zwar auf engstem Raum. Zusammengetragen aus drei großen Bereichen: 1.) Erschließung und Auswertung des in Privatbesitz befindlichen Nachlasses. 2.) Recherchen in allen relevanten öffentlichen und privaten Archiven. 3.) Auswertung aller May-bezüglichen Druckschriften. Hält Herr Sudhoff sein Versprechen auf unabdingbare Notwendigkeit der Objektivität der Darstellung seiner Karl-May-Chronik die er mit Herrn Steinmetz [Sichtung des Forschungsmaterials und grundlegende vorbereitende Archivarbeiten] zusammen verfasst hat? Im Grunde genommen nur teilweise. Es werden zwar Informationen zur Verfügung gestellt, die bisher nicht bekannt waren, doch dass dann oft keine Quellen angegeben werden, ist sehr bedauerlich und bietet viel Raum zur Interpretation. Als Beispiel hierzu die Aussage zu Karl Mays Vater: Heinrich August ist ihr außereheliches Kind; der Vater ist möglicherweise ein Oberförster, dem Johanna Christiane zeitweilig den Haushalt geführt hat.
Besonders der erste Band hinkt nach den Möglichkeiten seiner Materialfülle etwas zurück, er ist meiner Meinung nach nicht dünner als die anderen. Ich vermisse wichtige Materialien die nur kurz erwähnt oder gestreift sind (Auszüge aus Wolfgang Huschke: "Karl May - Familienkreis und Vorfahren", Fritz Maschke: "Karl May und Emma Pollmer", Christian Heermann: "Auf sächsischen Pfaden", Hainer Plaul: "Der Sohn des Webers" und Angaben und Dokumente aus den Jahrbüchern der Karl-May-Gesellschaft, den Karl-May-Haus-Informationen sowie sonstigen Veröffentlichungen). Auch wäre im ersten Band eine kurze Vorgeschichte zu Hohenstein-Ernstthal (Entstehung und Entwicklung), nützlich gewesen, zu den Vorfahren, Eltern, Großeltern und zu seinem Geburtshaus hätte man gerne näheres erfahren. Also eine Entwicklungsgeschichte, die zu den Verhältnissen und Gegebenheiten geführt hat, in welche Karl May 1842 hineingeboren wurde.
Einige Angaben hätte ich mir genauer gewünscht, so die über Mays inzwischen umstrittene Blindheit oder die erste Begegnung mit Max Dittrich in den 60iger Jahre erwähnt aber erst 1889. Briefe von May werden nicht einsortiert nach Erstellung sondern später erwähnt (Chronik I 350, 368 und öfters). Die zumindest zeitweilig May zugeschrieben anonymen Erzählungen (z.B. "Rache oder Das erwachte Gewissen") hätte wie "Ein Fang" erwähnt werden können. Vieles könnte man noch anführen was verbesserungsbedürftig ist aber bei nur einer Auflage pro Band wird es hoffentlich nicht bleiben. Die anderen Bände sind meiner Meinung nach besser konzipiert. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, da wäre mehr drin gewesen. Im Prinzip sind die zitierten Texte alles nur Auszüge aus den Materialien von wenigen Gedichten abgesehen. Besonders bei den Briefen und wichtigen Passagen hätte man das weglassen können. Aufteilung der Tage: Der eine Teil eines Themas springt zum anderen auch ohne innerlichen Zusammenhang, da haben es Mayfremde Leute es schwerer die Datenfülle zu erfassen und die Verbindungen zu verstehen. Über das Gewöhnungsbedürftig der Datierung bin ich etwas anderer Meinung. Die Reihenfolge Monat und Tag, folgt nicht internationalen Standards, sondern soll, in Verbindung mit der Jahresgabe am oberen Seitenrand, die zeitliche Orientierung bei der Lektüre und Recherche erleichtern, indem sie in Leserichtung vom großen zum kleineren Zeitraum führt. Etwas missverständlich in der Formulierung am Anfang z. B.: 1899, dann Januar bis März, dann Tag für Tag von kleinerem zum größeren Monatsende hin so in der Chronik. Aber vielleicht doch nur eine Kostenfrage wie vermutet wurde? Als Leseausgabe für den Laien ist die Chronik wohl angelegt und der geht nun einmal von vorn nach hinten und ist sehe irritiert bei diesem System. Die Lektüre der Chronik ist ja so okay man muss es eben Kauf nehmen. Aber Recherche?
Wir kommen zum Begleittaschenbuch wie ich es einmal nennen möchte statt Begleitbuch. Der Traum vom sechsten Band hätte wohl die Kassen gesprengt und ein Verleger will ja auch leben. Recherche nach Personen und Werkregister sind im Großen und Ganzen okay. Die Bibliographie ist so angelegt das sie fast nur Titel aus dem zugänglichen Teil der Sekundärliteratur enthält, aber auch aktuelle Beiträge wie die aus den Karl-May-Haus-Informationen Nr. 19 und Wiener-Karl-May-Brief sind vorhanden. Da hätte ich mir etwas mehr Umfang gewünscht den einen oder anderen Beitrag dabei auch aus weniger zugänglichen Publikationen. Sollte jemand an mehr Informationen interessiert sein stelle ich gerne meine Datenbank kostenlos zur Verfügung. Nun zum wichtigsten was mit dem Begleitbuch ja beabsichtigt war "Die Recherche". Zu meinem Bedauern fehlt, ein Verzeichnis gewisser Zusammenstellungen mit Stellenangaben wie May-Briefe, May-Zitate (ohne aus Werke wie Leben und Streben und den Prozessschriften), Augenzeugenberichte, Steckbriefe, Königliches Sächsisches Gendarmerieblatt, Leipziger Zeitung und diverses andere. Register zu pöll (pöllmann-Akte), patsch (Materialien) wären nützlich gewesen. So muss der intensive Forschergeist nach wie vor das Werk durchblättern und Listen anlegen. Seine Recherchen kann er nur mit viel Mühe und viel Zeit durchführen, um gewisse Materialien-Zusammenstellungen zu bekommen. Aber nun endlich wieder mal zur Chronik zurück, die wohl auch wie die meisten groß angelegten Werke beim ersten Mal etliche Fehler enthält und in der Datierung der Hausnummer überholt ist, nämlich geboren in Niedergasse 122 die später Niedergasse 111 wurde (Beobachter, Radebeul). Selbst beim neuen Regestenband von Volker Griese sind mindestens zehn Fehler vorhanden (Korrekturliste bei mir). Schade bei dem Band der Ende Oktober erschien wurde die Chance der Zusammenarbeit vertan (Im Vorfeld), er enthält 1466 Briefe, Karten und Telegramme. So fehlen einige wichtige Briefe in der Chronik (z. B. vom 09.08.1907 May [Brief] an Hermann Cardauns. Regestausgabe, S. 190f. und umgekehrt ist es genauso, es fehlen viele Briefe der Chronik). Und auch Herr Sudhoff schreibt: Dass die Chronik nicht fehlerfrei sein kann, ist übrigens selbstverständlich angesichts der niemals dagewesene Datenfülle. Für jeden Hinweis sind wir dankbar. Freilich dürfte er nicht aus der veröffentlichten Literatur stammen. Warum nicht? Hier sind mal drei Herr Maschke (Karl May und Emma Pollmer, Anmerkung 1, S. 10) und Herr Plaul (Jb-KMG 1979, S. 31) schreiben zum Taufpaten Mays: Carl Gottlob Plauer statt Carl Gottlob Planer (Chronik Bd. 1, S. 27) Druckfehler? Das andere Beispiel Chronik Bd. III, S. 484 unter 03.20 May Brief an Wilma Carthaus in Münster. Der gleiche Brief ist an Therese Deiters gerichtet, siehe Volker Griese Autographika Nr. 4, S. 14-18. Hat May nun zwei gleiche Briefe an zwei verschiedene Personen gesendet oder ist es eine Fehlinformation? Erwähnung wäre in diesem Fall wünschenswert gewesen. Auch versäumt es Herr Sudhoff eigene Informationen auszuwerten zum Beispiel Chronik Bd. III, S. 571. Dort unter 12.21 In der Leipziger "Illustrirten Zeitung" erscheint ein Aufsatz über "Sascha Schneiders Titelzeichnungen zu den Werken Karl Mays" von P. K. Das P. K. wurde in Karl May in Leipzig Nr. 29, S. 2 von Herrn Sudhoff aufgeklärt nämlich Paul Kühn. Vermisse auch die Quellen Angaben das dieser Artikel zweimal abgedruckt wurde in Karl May und Leipzig, Nr. 28/März 1997 [Neusatz] und Volker Griese: Autographika Heft 4/ Sept. 1997, S. 46-47. Ob auch ein Auszug des Artikels von Kühn in der Chronik sinnvoll gewesen wäre mag dahingestellt sein, aber den Mays hat dieser Artikel sehr viel bedeutet. Und so zieht es sich durch die Bände fort. Also gesammelte Fehler melden und einschicken (auch an mich). Erstelle eine umfangreiche Liste zur Veröffentlichung und leite sie auch gerne an die Autoren weiter. Eine Vorankündigung das es eine Karl-May-Chronik geben wird, hätte manches Detail besser aussehen lassen. Aber so ist es in der Forschung ebenso möge es im Laufe der Zeit besser werden. Noch zwei Vorschläge zum Schluss zur besseren Benutzung der Chronik. Am besten noch ein Ergänzungs-Band mit ausführlicher Konkordanz (Stichwortregister usw.) Hinweis das fast alle Siegel der KMG online zur Recherche stehen, auch zahlreiche Register dazu und sogar die Wohlgschaft Biographie von 1991. Eventuell wäre es auch sinnvoll bei der Neuauflage, die Jahreszahlen der Einzelbände auf den Rücken zu verwenden. Es kann dann ein schneller Griff zum richtigen Band erfolgen (oder stört es die Ästhetik der Schrift wenn sie zu klein ist). Nun zu den unbestreitbaren Vorteilen der Chronik und dem Kaufargument: Haben, Haben, Haben. Erstmals wichtige und unbekannte Materialien (Karoline Selbmann an Adolph Hahnemann zu Mays Kindheit, Erinnerungen von Pauline Fehsenfeld, Einbruch in seiner Wohnung sowie zahlreiche uns unbekannte Briefe, Akt Pöllmann, Patsch-Hinweise usw.). Interessant sind auch die vielen Augenzeugenberichte von Menschen die Karl May begegnet sind (Egon Erwin Kisch, Ernst Abel, Fr. Amroth, Ludwig Bergmüller usw.). Erstmals die bisher Unveröffentlichen Klara May Tagebücher in Auszügen und erleben wie es mit Karl May und seiner zweiten Frau wirklich war. Gegliedert in fünf Bänden Bd. I, 1842 bis 1897. Bd. II, 1897 bis 1901. Bd. III, 1902 bis 1905. Bd. IV, 1906 bis 1909. Bd. V, 1910 bis 1912 gibt es zahlreiche auch bis in tageweise übergehende Informationsvielfalt. Die Karl-May-Chronik wird das Standardwerk der nächsten Jahre zu Karl May sein. Mit den Begleitbuch ist die Aufschlüsselung der Sigel einfach, die Stellen können mit weiteren Informationen vertieft werden. Datenfanatiker wie ich können so bis ins kleinste jede Kleinigkeit des Mayischen Lebens erforschen wenn sie ihre umfangreiche Sekundärbibliothek zu Karl May einbeziehen. Die Chronik wäre ein erster Schritt zu einer Aufwertung der Historisch-kritischen-Ausgabe die hoffnungsvoll in Zusammenarbeit mit dem Karl-May-Verlag und der Karl-May-Gesellschaft und weiteren Interessierten im weiteren Entstehen ist (zurzeit 54 Bände inklusive Supplemente). Trotz aller Kritik auch von mir überwiegen die positiven Aspekte. Sie bietet für jeden etwas. Für den Laien, schnelle verfügbare Informationen zum Leben Karl Mays. Für den Forscher und Wissenschaftler, Hoffnung auf einem Schub in Sachen der May-Forschung. Materialienaustausch und Zusammenarbeit über Gruppenlager hinweg. Aufgabe der Schubladentaktik (alles was ich habe in einer oder meiner oder unsere Hand). Wünschenswert neue Editionen an wissenschaftlichen Publikationen aus dem Nachlass des Karl-May-Verlages, wie unerlässliche Briefbände, Manuskript des Erich Wulffen mit Beigaben wie Aktenauszüge wenn vorhanden. Systematische Sammlung der verstreuten Veröffentlichungen von Karl May wie Gedichte, Eingaben und Briefe an Redaktionen und der gleichen mehr. Veröffentlichung der Klara-May-Tagebücher, Nachdruck der Ludwig Patsch Materialien wie seine Manuskripte, Rundschreiben und Ringbücher (zur Rezeption der May-Forschung und als Quelle unerlässlich). Berichte der Augenzeugen geschlossen in einen Band, wichtige dokumentarische Zeitungsberichte sowie alle relevanten Zeugnisse wie Steckbriefe usw. Zum Schluss noch einige positive Worte zum Karl-May-Verlag sein Bemühen für die Mayforschung in den letzten Jahren sind unbestreitbar. Bitte auf diesen Weg weitergehen, endlich ein benutzbares Archiv einrichten. Systematische Erfassung der Nachlässe, Materialien usw. und Zugang auch Personen für Forschungsprojekte außerhalb des Karl-May-Verlages zu ermöglichen wenn keine Interessenkonflikte gegeben sind und Dublettenforschung vermieden werden kann. Was beinhaltet diese Chronik nun in Kurzform zu Karl May? Sehr geeignet als Nachschlagewerk, eine Tag für Tag Dokumentation, zahlreiche bisher unbekannte Dokumente, Datenfülle zu allen Personen die im Leben der Familie May eine Rolle spielten. Erschließung als wichtiges Hilfsmittel durch ein Begleitbuch mit umfangreicher Bibliographie, Personen- und Werkregister. Ein unerlässliches Arbeitsmittel und Dokumentationszeugnis zu einem Leben das einzigartig ist. Von der Geburt ins Weberelend, blindes Dahinsiechen (?) der ersten Jahre, keine Jugend, 8 Jahre Zuchthaus in der Dunkelheit. Aufstieg zum gefeierten Autor. Unglaubliche Erfolge in der Öffentlichkeit. Umbruch nach der Orientreise. Streben nach Höheren, Versöhnung der Völker. Tiefer Fall in den letzte Jahre seines Lebens durch Neider und Trittbrettfahrer die auf seiner Erfolgswelle mitreisen wollen. Feinde die ihm den Erfolg nicht gönnen oder Menschen die ihn anfeinden aber seine Güte nicht verstehen. Höhepunkt und Triumph seines Lebens der Vortrag 1912 in Wien "Empor ins Reich der Edelmenschen" vor 3000 Zuschauer. Mit der Gewissheit alles erreicht zu haben stirbt er am 30. März 1912 in Radebeul. Er tut einen fernen Blick in die Zukunft und erkennt dass alles "Rosenrot" ist. Der Lebenslauf einer geschundenen Kreatur, ein Leben am Marterpfahl ist nun zu Ende. Wir sind verpflichtet da weiter zu machen wo er aufgehört hat um seine letzten Worte zu erfüllen und wahr werden zu lassen dass wirklich alles rosenrot wird was immer das auch heißen mag. Nimm und ließ diese Karl-May-Chronik und Du wirst verstehen was ich meine. Sie ist ein neuer Anfang zu einem Leben da auch uns darstellen könnte, als Kreatur auf dem Wege von Ardistan nach Dschinnistan und Gnade uns Gott wenn wir in Märdistan bei der Geisterschmiede steckenbleiben.

Günther Wüste Kontakt: GuentherFantomas@aol.com



Eintrag von Rüdiger (vom 14.1.2008) (weitere Einträge von Rüdiger)

Das 144-seitige Begleitbuch (in Broschur) enthält Benutzungshinweise, ein Sigle-Verzeichnis zu Primär- und Sekundärliteratur, eine Bibliographie sowie ein umfangreiches Personen- und Werkregister. Hilfreich. Im Regal paßt es optisch (glatt, nüchtern und etwas grob wirkende Schrift auf dem Rücken) nicht zu den danebenstehenden nostalgischen Einbänden, aber man kann nicht alles haben.

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Auflage: 1 (einzige)