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Band-Rezensionen

Band: KARL-MAY-CHRONIK

Verlag: Karl-May-Verlag Bamberg · Radebeul
Reihe: SONDERBAND ZU DEN GESAMMELTEN WERKEN KARL MAY's

Eintrag von Rüdiger (vom 9.6.2006)

Im Verlaufe der fünf Bände wird die Beschäftigung mit all der schmutzigen Wäsche, die da zunehmend gewaschen wird, immer unangenehmer, und mancher Schatten fällt auf Karl May nebst Gemahlin. Er stocksteif an seinen Positionen festhaltend und zuletzt immer unerträglich pathetisch-schwülstiger werdend sowie zunehmend unglaubwürdig wirkend, sie kalt, berechnend, (bauern-)schlau und von oft abstoßender Härte.

Nachdem man schon die Lust verlieren konnte an alledem, wird es zuletzt doch noch wieder hochgradig lesenswert, die Wiener Rede, immer wieder berührt mich das, und hier kann man auch die Zeit davor miterleben, innere Vorbereitung, Spannung usw. Hochinteressante Einschätzungen über unseren Dichter gibt es zu lesen, und was, unter anderem, der große Egon Friedell („Kulturgeschichte der Neuzeit“) zu sagen hat, lässt zunächst sehr aufhorchen, leider macht er es durch seine anschließend wiedergegebene private Bemerkung fast wieder kaputt. Großartig auch Robert Müller, auch in seinem Nachruf, das ist einer der wenigen, die Karl May verstanden haben. Thomas Mann, der durchaus geniale, einmal mehr lausig-kläglich gibt er sich hier in seinem Statement, schon Hans Wollschläger hat dafür sympathisch-respektlos an anderem Ort die passenden Worte gefunden.

Eines fehlt mir am Ende des mehrtausendseitigen Werkes: die berühmten und vielzitierten bis in kleinste Einzelheiten sich erstreckenden Unterredungen mit Euchar Albrecht Schmid. Der ist prominent vertreten in diesem fünften Band, bis in den Bildteil hat er es geschafft, und da der Nachlass zur Verfügung stand, hätte man eigentlich erwarten können, zu diesen Unterredungen nun mal umfangreicheres zu finden. Aber – nichts, keine Zeile, kein Wort. Wo soviel private Briefe, Grußkarten usw. wiedergegeben werden. Seltsam.


 
Auflage: 1 (einzige)