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Band-Rezensionen

Band: KARL-MAY-CHRONIK

Verlag: Karl-May-Verlag Bamberg · Radebeul
Reihe: SONDERBAND ZU DEN GESAMMELTEN WERKEN KARL MAY's

Eintrag von Rüdiger (vom 15.2.2006)

Vorab, bevor ich einfach einige Notizen bringe, die ich mir bei der Lektüre des Bandes gemacht habe: spätestens seit Chronik Band IV sehe ich den Menschen Karl May mit etwas anderen Augen, und das haben keine bösen Zungen von außen bewirkt, sondern er selber mit einigen Stellen aus seinen zum Teil peinlichen und stellenweise verlogen wirkenden Briefen.

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Interessant Sascha Schneider, z.B. S. 19 unten. Von dem Mann möchte ich gerne mehr lesen. - „Babel und Bibel“ sei in erster Linie für Schneider allein geschrieben, lässt May in einem Brief verlauten (S. 20), auch so eine suspekte Stelle.

Hübsch auf S.31, nach Bemerkungen über Haddedihn und Dschamikun: „Die ‚Himmelsgedanken’ sind für einen dritten Stamm geschrieben, den Sie noch nicht kennen.“

Man lese den langen Brief S. 75-85. Da hat man Karl May von allen Seiten: hochinteressant, weise, tiefsinnig, aber eben auch teilweise peinlich, realitätsfremd. Eine sehr bunte Mischung.

Mal soll sein Drama möglichst erst in Wien herauskommen, mal in München, je nachdem, an wen er gerade schreibt.

Schön die Erklärungen auf S. 107 zu Chronologie und Logik, hübsch die „unpsychologischen Pedanten und böswilligen Ignoranten“ in diesem Zusammenhang auf S. 109.

Wer noch an Mays Zynismus zweifelt, der lese auf S. 182 aus dem Brief an Fehsenfeld zum Tod Adalbert Fischers.

Hübsch ein Zitat aus einem Brief an EA Schmid (S. 190), „Natürlich können Sie“ usw., wobei ich, was den zweiten Teil des Satzes angeht, „aber es wird die Zeit kommen …“, nicht Mays Meinung bin.

Hübsch, menschlich, sympathisch eine Briefstelle auf S. 209.

Auch Selbstmordgedanken waren unserem Autor zwischenzeitlich nicht fremd (Brief an Bernstein S. 219 ff.)

Interessant die Versöhnung mit dem „Hausschatz“ in durchaus schwieriger Zeit, auch dem Blatt hoch anzurechnen.

„Lehrer und Leiter einer sich über den ganzen Erdkreis ausbreitenden Leserwelt“ (S. 333), an Selbstbewusstsein hat es ihm gelegentlich durchaus nicht gefehlt.

Als nach dem ganzen teilweise äußerst unerfreulichen Hickhack endlich nach Amerika aufgebrochen wird, ist man regelrecht froh über diesen Tapetenwechsel, und als das Schiff in die Nordsee hinausfährt, stellt sich gar so etwas wie Reiselust und Fernweh ein (und Mitgefühl gar, als erwähnt wird, dass sie schwere See hatten), leider kommen die beiden relativ bald wieder zurück.

„In Harmonie mit dem Unendlichen“ von Ralph Waldo Trine hat Karl May seiner Klara zu Weihnachten 1908 geschenkt, von diesem Buch berichtet auch Hermann Wohlgschaft in seinem vorzüglichen dreibändigen Werk über Karl May. Mays Interesse und Bedürfnis, seinen Horizont konstruktiv zu erweitern, schien in den letzten Jahren, neben all dem unerfreulichen Gezänk, doch erkennbar zuzunehmen.

Augsburger Vortrag und rührender Besuch bei Hiltrud von Bayern, dann noch die interessante Mitteilung, dass die 53-jährige Emma sich einen 19-jährigen geschnappt hat, nun, man muß auch jönne könne, und ich hoffe und gehe auch mal davon aus, daß beide ihren Spaß gehabt haben. Am Ende lesen wir Erstaunliches aus der Feder von Rudolf Lebius zum Thema Karl May als Räuberhauptmann, da hat eine kluge Vorsehung unserem Karl schon eine schwere Prüfung in den Weg gelegt. Man darf gespannt sein, wie es in Band V weitergeht.


 
Auflage: 1 (einzige)
Auflage: 1 (einzige)