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Band-Rezensionen

Band: KARL MAY · LEBEN UND WERK

Verlag: Bücherhaus Bargfeld
Reihe: KARL MAYS WERKE · HISTORISCH-KRITISCHE AUSGABE

Eintrag von Rüdiger (vom 4.12.2005) (weitere Einträge von Rüdiger)

Ein schönes, und, von einigen Abstrichen abgesehen, erfreuliches Buch.

Da kommt ein katholischer Geistlicher daher, kennt Karl May aus dem FF, und schreibt ein Buch von gut zweitausend Seiten über ihn, drei dickleibige Bände füllend. Und, er schreibt zwar viel über Glauben und Religion, aber, im Großen und Ganzen, nicht, wie man befürchten könnte (und wie so mancher es bar besseren Verständnisses und undifferenziert vermutlich so sehen wird), pfaffen- und floskelhaft, sondern aus der Vogelperspektive eines Wissenden, der erkannt hat, dass Glauben und Kirche zwei verschieden Paar Schuh’ sind, und dass die Wahrheit nicht in Theorien und ausformulierten Systemen zu suchen ist.

Der Mann versteht etwas von Karl May, von der Psyche und der Seele dieses Menschen, er versetzt sich in ihn hinein, beschreibt anschaulich, was diesen Mann umtrieb, durchleuchtet seine Geschichten ebenso wie seine Motive und Ziele, und das alles in einem überzeugenden, nie (bzw. selten) pathetischen Ton, glaubhaft, nüchtern, und doch in einem flüssigen Stil, dass das Lesen, bei aller Ernsthaftigkeit und Tiefe der Themen, buchstäblich „Spaß“ macht. Stellenweise ist es eine Wohltat, in diesem Buch zu lesen.

Darüberhinaus sind die drei Bände eine Art perfektes Karl May –Handbuch, nahezu jede einzelne Geschichte wird besprochen, von den frühesten Humoresken an, chronologisch durch das ganze Leben unseres Autors. Und, dem real existierenden Karl-May-Handbuch ist dieses Werk durchaus vorzuziehen, findet man dort, im „echten“ Handbuch, oft qualvoll nüchtern-intellektuelle, lieblose und Karl-May-fremde Betrachtungen, oft durchsetzt mit ganz abstrus kritischen Anmerkungen, spürt man hier die Liebe zum Autor, oder, spürt tiefes Verständnis, Anteilnahme, Nachvollziehen: das Buch ist dem Autor Wohlgschaft eine Herzensangelegenheit, und das ist sehr gut so.

Einziger Kritikpunkt: manchmal (und leider im Verlauf des Werkes allzu oft) nimmt der Autor seinen Karl May zu wörtlich, bzw., fällt auf ihn herein; nicht alles, was das alte sächsische Schlitzohr so von sich gegeben hat, ist immer so ganz ernst zu nehmen. Natürlich ist es im Einzelfall schwer zu erkennen, was Karl May jeweils wirklich so gemeint hat, und wo er ein bisschen für die Galerie, für Verleger und Publikum, geschrieben hat. Jedenfalls, so durchgehend fromm und gottesfürchtig, so unentwegt und allezeit auf der Suche, erscheint mir unser Karl denn doch nicht, das wäre ja auch noch schöner. So nimmt Wohlgschaft beispielsweise das „Waldröschen“ samt allem, was Karl May da so vorträgt, entschieden zu ernst, und wenn er, auf S. 636, gar von „hehrem Konzept“ und „metaphysischer Grundstruktur“ der Kolportageromane spricht, geht er eindeutig zu weit, da handelt es sich ganz offenbar um reines Wunschdenken. – Und in Sache Emma und Sexualität kommt er gelegentlich etwas steif-moralisierend daher, das wirkt stellenweise geradezu putzig („und lesbisch war sie noch obendrein“, S. 459) und passt gar nicht zum ansonsten vogelperspektivisch hohen Niveau.

Nichtsdestotrotz: dieses Werk gehört, neben Wollschlägers Schriften, m.E. zum Besten, was in Sachen Karl May je geschrieben wurde.

Dieser erste Band beschäftigt sich mit dem Zeitraum bis 1891, zu Beginn des zweiten wird dann Verleger Fehsenfeld auftauchen.

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Auflage: 1 (einzige)