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Band-Rezensionen

Band: Mit Karl May in den Wilden Westen

Verlag: Karl-May-Verlag Bamberg · Radebeul

Eintrag von thoschw (vom 9.6.2005)

Die Broschüre enthält neben längeren Auszügen aus “Winnetou I“ und „Der Schatz im Silbersee“ sowie einigen kleineren Zitaten aus „Halbblut“ und „Winnetou III“ vorallem interessante Information zum Bau der nordamerikanischen Eisenbahn. Unter den weiteren Zitaten befindet sich ein aufschlußreicher Brief des amerikanischen Kriegsministers Jefferson Davies an Leutnant Whipple, dem Leiter einer der Expeditionen, mit denen der günstigste Weg für die große Ost-West-Bahn gefunden werden sollte. Als Mitglied dieser Forschungsreise nahm auch Balduin Möllhausen teil, der seine Erlebnisse in dem Buch „Wanderungen durch die Prärien und Wüsten des westlichen Nordamerika vom Mississippi nach den Küsten der Südsee im Gefolge der von der Regierung der vereinigten Staaten unter Lieutenant Whipple ausgesandten Expedition“ beschreibt, diesem Bericht entstammt auch der zitierte Brief. Karl May, in dessen Bibliothek das Buch zu finden ist, orientierte sich bei der Abfassung von „Winnetou I“ höchstwahrscheinlich an dem Buch, ganz sicher aber auch an Möllhausens „Die Mandanenwaise“.

Natürlich wird in der Broschüre auch auf die Überfälle von Indianer eingegangen. Karl May schilderte allein in seinen „Winnteou“-Erzählungen drei solche Szenarien (in der bearbeiteten KMV-Fassung von „Winnetou II“ ist eine dieser drei Episoden allerdings gegen einen Überfall auf ein Fort ausgetauscht), aber auch Jules Verne hat das Sujet in seinem Roman „In 80 Tagen um die Welt“ im wahrsten Sinne des Wortes ausgeschlachtet. Und Friedrich Gerstäcker schildert in der Kurzgeschichte „In der Prärie“ den Überfall eines Cheyennehäuptlings. Dazu passend wird in „Mit Karl May durch den Wilden Westen“ der Cheyennehäuptling Roman Nose zitiert: „Wir wünschen keine lärmende Eisenbahn in unseren Jagdgründen, wo wir Bisons jagen. Wenn die Bleichgesichter weiter in unser Land dringen, wird es frische Skalpe in den Wigwams der Cheyenne gaben. Ich habe gesprochen!“ Längere Zitate der Sioux Ohijesa und Standing Bear sowie der Abdruck eines Vertrages zwischen den Vereinigten Staaten und dem Navaho ergänzen dokumentarisch den historischen Exkurs durch die Pionierzeit der amerikanischen Eisenbahn.

Die reich illustrierte Broschüre – wobei die schwarzweißen Federzeichnungen leider nicht immer die Qualität des Coverbildes erreichen – diente wohl seinerzeit als Begleitbroschüre zu drei Minitrix-Modelleisenbahn-Produkten: Einer „Karl May Zugpackung“, einer „Karl May Gleispackung“ sowie einer „Westernlandschaft“. Der Band ist aber noch heute im KMV erhältlich und vermittelt dem Leser einen soliden Abriß über die Entstehung der großen Eisenbahn vom Atlantik zum Pazifik.


 
Auflage: 1