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Band-Rezensionen

Band: Die Felsenburg

Verlag: Karl-May-Gesellschaft
Reihe: REPRINT DER KARL-MAY-GESELLSCHAFT

Eintrag von Rüdiger (vom 13.7.2007)

Dieser Reprint enthält eine umfangreiche Einführung von Walther Ilmer und ein Nachwort zu autobiographischen Spiegelungen.

Die Einführung von Walther Ilmer erschien in zwei unterschiedlichen Fassungen; was für ein kluger Mensch Ilmer war, vermittelt sich schon durch die folgende Nachbemerkung:

„Postskriptum des Verfassers zur überarbeiteten Fassung: Angesichts der in weiteren zwanzig Jahren gewonnenen Lebenserfahrung meine ich, im vorliegenden Nachwort seien gewisse Modifizierungen von Nutzen. Das Bemühen, Karl Mays Seelenlage zu erkennen und das (wahrscheinlich!) aus seinem Unterbewußtsein ins Werk Eingeflossene dingfest zu machen, trägt viele Früchte - und weckt immer neue Zweifel am "Nährwert" dieser Früchte. Mein "Anspruch" lautet nicht: Seht, meine Überlegungen haben mich zur Wahrheit geführt! Er lautet vielmehr: Auch aus irrigen Überlegungen kann für den inspirierten Leser der Funke springen, der i h n zur Wahrheit führt. Sollte niemand je sie finden, wird das Faszinosum KARL MAY bis in alle Ewigkeit den Menschen weit mehr zu sagen haben als die Menschen über KARL MAY.“

Ein paar Kostproben aus dem (Einführungs-)Text:

„seine Frau, die in ihrer ganzen komischen und zugleich die Grenzen der Komik bereits überschreitenden Unverschämtheit förmlich lebendig aus den Seiten springt;“

das mag verschiedenen Lesern bei verschiedenen Personen so gehen …

„In der Schilderung des ulkigen "Hotel"-Wirts Don Geronimo und der Seinen und ihrer Behausung, der Wirkung des neuen Anzugs des Erzählers auf diese Prachtfamilie und des umflorten Abschieds bietet Karl May eine kleine literarische Kostbarkeit und eine Probe seiner Befähigung zur gelassen-überlegenen Ironie.“, in der Tat, eine der schönsten Passagen bei May.

„aber dieses Geben ist ihm Herzensbedürfnis in der Zweisamkeit, nicht Schulmeisterei - eine der zuchtvollsten Leistungen des einstigen Lehramtskandidaten.“, wenn er das fatale Wort „zuchtvollsten“ noch durch ein passender geschmeidigeres ersetzt hätte, wäre es noch schöner gewesen und einem noch wärmer ums Herz dabei geworden.

„"Die Felsenburg" führt weiter. Auch sie ist zunächst Reiseerzählung mit rasanten Aktionen und als solche ein voll befriedigendes Leseerlebnis. Sie ist aber auch, zwischen den Anfangs- und Endstationen des lebenschenkenden und lebenverschlingenden Wassers, ein in populärer Ausdrucksform dargebotenes Mysterienspiel: Ewig-Gültiges im May-typischen Gewand, Auflösung zeitloser Symbolik in verständliche Handlung.“

Schön, dass es vereinzelt auch mal ein anderer so sieht, was es mit May manchmal so auf sich hat …

„Aber weder der Teufel noch die Buhlschaft finden das Ende dabei, sondern existieren fort...“

Wie auch die Bachs, Ilmers, Wollschlägers usw. in ihren Werken fortexistieren. Sonst wär’s auch wirklich zu fad.



 
Auflage: 1 (einzige)