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Band-Rezensionen

Band: HADSCHI HALEF OMAR und der Frauenräuber von Serdascht

Verlag: Nymphenburger München
Reihe: Karl May in der nymphenburger (Rote Reihe)

Eintrag von Rüdiger (vom 14.4.2007) (weitere Einträge von Rüdiger)

Diese „Rote Reihe“, eine ziemlich ärgerliche Ausgabe, um die es seinerzeit viel Streiterei gab, hat mit den Bänden der „Gesammelten Werke“ eines gemeinsam: die Bücher sehen gut aus, sind handlich und angenehm zu lesen, aber [teilweise] bearbeitet (zumindest der Band "Winnetou und der Scout". Im vorliegenden Band gibt es offenbar keine größeren Änderungen).

Dieses Buch mit seinem nachträglich erfundenen, reißerischen Titel macht gleich bei kurzem Hineinschauen einen ziemlich suspekten Eindruck: der Klappentext erweckt den Eindruck, die Geschichten Mays für katholische Marienkalender seien eine kleine Sensation, dabei sind sie altbekannt und zählen teilweise eher zu seinen peinlicheren Werken.

Von „flotten Geschichten“ ist im Vorwort zu lesen, nunja, jedem sein Sprachgebrauch. Über Verleger Pustet heißt es: „Sein Konzept war ohne Kompromiß: spannende Geschichten statt Langeweile und Bigotterie“. Dazu ist anzumerken, dass es bigotter als in einigen der Mayschen Marienkalendergeschichten kaum noch geht, und dass sich der gute Karl hier teilweise von einer ganz üblen, zutiefst unsympathischen Weise zeigt.

Und weiter im Vorwort: ein kleiner, interessanter Streifzug durch Karl Mays schriftstellerisches Leben, der eine oder andere Aspekt, aber leider auch: viel Fehleinschätzung, goldene Worte, hohle Phrasen. Karl Mays, des von Hause aus Protestanten und letzten Endes Freigeistes, aufgesetzter Katholizismus in einigen der Geschichten ist und bleibt großenteils m.E. ein umgehängtes Mäntelchen, weiter nichts. Über hohle Gebäude, verpflanzte Wahrheiten und geschickte Fälschungen, die an ihre Stelle getreten sind, ist im 4. Silberlöwen-Band einiges nachzulesen. Und dort steht auch ganz eindeutig, was Karl May im Nachhinein von der Episode Tifls (der naivere, unbedarftere, auch kindlich-verschlagene Anteil in ihm) bei den Takikurden (katholisierende Verleger und ihr Dunstkreis) hielt.

Enthalten sind in diesem Band, mit reißerischen und völlig unpassenden Untertiteln versehen, Geschichten aus „Orangen und Datteln“, „Auf fremden Pfaden“, sowie aus dem Spätwerk.


Eintrag von thoschw (vom 6.6.2005) (weitere Einträge von thoschw)

Dieser orientalischer Sammelband ist ein bunter Gemischtwarenladen von Marienkalendergeschichten. Daß dem Buch dabei die Zeitschriften-Textfassungen zugrunde liegen, rettet freilich nicht den Gesamteindruck, daß auch in diesem Band der „Roten Reihe“ dem Leser wieder nur allzu Bekanntes geboten wurde, da die nennenswerten Unterschiede zu den Buchfassungen nicht besonders zahlreich sind. Seinerzeit 1996 ungedruckt war allerdings die Erzählung „Die ‚Umm ed Dschamahl‘“, die bis heute im ‚Figurenlexikon‘ unberücksichtigt ist und von der Karl May nur die Einleitung bearbeitete und für den Anfang des Schlußkapitels „Ein Rätsel“ im 2. Band von „Im Reiche des silbernen Löwen“ übernahm; die Bamberger mixten dagegen in der alten Ausgabe von „Der Löwe der Blutrache“ die beiden Einleitungs-Versionen mit dem Rest der Geschichte. Mittlerweile ist GW 26 wieder rückbearbeitet und die Erzählung „Die ‚Umm ed Dschamahl‘“ statt dessen in der Neuausgabe von GW 48 „Zauberwasser“ verschoben. Allerdings wurde bei der Bamberger Restaurierung der beiden ersten „Silberlöwen“-Bände nun auch die ehemals herausgelöste Erzählung „Scheba et Thar“ integriert, so daß sich der Anfang dieser Geschichte nun doch erheblich von der ursprünglichen Marienkalender-Urversion unterscheidet – wobei der Anfang der alten, aus dem Zusammenhang gelösten Bamberger Version wiederum eine Kreuzung zwischen den beiden authentischen May-Fassungen darstellte.

Insofern ist also wenigstens der Anfang dieser Geschichte vom „Zauberer Gabud es Sahhar“ von einigem Interesse, das gleiche gilt auch für „Mater Dolorosa“, wo der Leser einen zusätzlichen Absatz findet, der sich Halefs Schicksal nach der großen Orientreise widmet und in dem man doch etwas verblüfft erfährt, daß er und seine Frau Hanneh sich zunächst in Istambul niedergelassen haben sollten: „Er war nach unseren ‚Letzten Ritt‘ nach Konstantinopel gegangen, um dort, wie er sich aufdrückte, im Schatten der Dankbarkeit zu leben. Sein Weib Hanneh, die ‚lieblichste unter den Töchtern‘, war dort zu ihm gekommen. Dennoch hatte er es in der großen Stadt nicht ausgehalten, sondern war mit seinem Frauchen zu deren Angehörigen nach Arabien zurückgekehrt.“ Dabei gingen Halef und Hanneh in dieser ursprünglichen Konzeption auch nicht gleich zu den Haddedihn, denn erst als Kara Ben Nemsi seinen kleinen Hadschi besucht, kehren die beiden zu dem Stamm zurück: „Wir sprachen natürlich viel von unseren Erlebnissen und bekamen da bald Lust, einige Schauplätze derselben aufzusuchen. (...) Wir gingen an den Sindschar, dann nach Mossul, besuchten die Haddedihn-Araber (...)“

Wie schon gesagt, solche wirklichen Textvarianten halten sich ansonsten arg in Grenzen, und so kann man allenfalls noch die Technik studieren, wie Karl May in „Blutrache“ die Nebensätze „wie aus dem 14. Jahrgang des genannten lieben Blattes bekannt ist“ (gemeint ist natürlich der ‚Deutsche Hausschatz‘) und „ist einiges im Marienkalender für 1892 und 1893 zu lesen“ in „wie aus dem früheren Bande ‚Der Schut‘ S. 429 bekannt ist“ sowie „habe ich schon einiges erzählt“ umformuliert. Von Interesse ist im Nachwort ferner noch der Vergleich Halefs mit dem Diener Mustapha aus dem Roman „Aejischa“ (1834) von James Justinian Mourier: „Er war kurz von Gestalt und blond; gern würde er sich einen Bart haben wachsen lassen, um seine Würde zu vermehren. Ein spärliches Bärtchen zierte seine Oberlippe, das aber zu licht von Farbe war, um auf seinem blassen Gesichte sich gehörig hervorzuheben (...)“


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Auflage: 1