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Band-Rezensionen

Band: Der schwarze Mustang

Verlag: Karl-May-Gesellschaft
Reihe: REPRINT DER KARL-MAY-GESELLSCHAFT

Eintrag von Rüdiger (vom 14.8.2008)

Dieser Band enthält zum großen Teil die gleichen Texte wie der vielgelobte HKA-Band. Die kleinen „Kamerad“-Erzählungen waren ja auch schon z.B. in der Haffmans-Bibliotheksausgabe enthalten.

Hansotto Hatzig geht in seinem Vorwort u.a. auf die Bearbeitung des Karl-May-Verlages ein, der ca. 20 % des "Mustang"-Textes zum Opfer fielen und die den verbliebenen Text auch z.T. inhaltlich einschneidend abänderte. Die Angaben E.A. Schmids im Vorwort der Erstvariante seien, so Hatzig, „heute aber nicht mehr haltbar“. Mittlerweile gibt es in Band 38 der GW eine neue, immer noch erheblich veränderte Fassung.

Es wird immer wieder, andernorts wie auch hier bei Hatzig, darauf herumgeritten, daß am Anfang des zweiten Kapitels einmal das Wort „Ich“ auftaucht, als sei das eine Unaufmerksamkeit des Autors oder habe gar irgendetwas mit den Reiseerzählungen zu tun. Aber warum denn. Jeder Text ist natürlich von irgendeinem Autor, und warum soll der nicht das Wort „Ich“ benutzen ? Normalerweise pflegen Autoren, wenn sie zwischendrin einmal von sich selbst sprechen, das etwas geschraubter zu tun, mit einer Wendung wie „der Schreiber dieser Zeilen“ ö.ä., während Karl May halt schlicht und einfach „Ich“ schreibt, aber daraus gleich sonst etwas ableiten zu wollen, ist m.E. eine klassische Überinterpretation vom Typ „Herr Lehrer ich weiß was“.

Anschließend gibt Hatzig eine ausführliche Inhaltsangabe, zwischendrin ist das Vorwort von E.A.Schmid zur Erstfassung in den „Gesammelten Werken“ abgedruckt. „Der Herausgeber sah sich vor die Aufgabe gestellt, die kritische Durchsicht, die der Heimgegangene sonst bei der Übernahme seiner Zeitschriftenbeiträge […] zu bewirken pflegte, an seiner Stelle vorzunehmen“. Wie sagte seinerzeit Samuel Hahnemann, macht’s nach, aber macht’s genau nach … Hatzig weist später (in einer Fußnote) mit Recht darauf hin, daß das Lynchen des Mischlings durch die Weißen in unmittelbarer Nähe von Old Shatterhand natürlich ein Unding ist (mittlerweile wurde es auch wieder entfernt. Leider geht man bei der Beseitigung ähnlicher Geschmacksverirrungen des Verlagsgründers und seiner Getreuen in alten Bearbeitungen insgesamt immer noch etwas halbherzig vor).

Hobble-Frank erlebe den „Höhepunkt seiner Karriere“, da er „mit Old Shatterhand per Du“ werde, schreibt Hatzig. Das stimmt nun so überhaupt nicht. Waren die beiden vorher wenigstens in Bezug auf äußere Umgangsformen scheinbar gleichgestellt, wird Franks liebedienerischer Respekt vor Old Shatterhand nun so groß, daß er mit Freuden damit einverstanden ist, daß Shatterhand ihn zwar nun duzt, er selbst ihn aber weiterhin siezt … Damit macht er sich im Verhältnis der beiden zueinander kleiner als er vorher war, es ist also geradezu umgekehrt als es bei Hatzig den Anschein hat.


 
Auflage: 1 (einzige)